Kolumne Magazin

Kolumne: Präpositionen und Affen-Smileys

Mai 2, 2023

Kolumne von Pilar Hammerl

Was machst? ‘Smiley, Smiley’. Gehst Fitness? ‘Affengesicht‘

Seit WhatsApp und Social Media erleidet unsere Rechtschreibung einen schlimmen Abwärtstrend. Die „ist mir egal Haltung“ sitzt tief. Selbst Freunde, von denen ich weiß, dass sie keine notorischen Rechtschreiballergiker sind, verschicken Nachrichten, über die ich einfach lachen muss ‘Affengesicht‘.

Die Klassiker sind einfache Fehler, wie die Verwechslung von „dass und das“ oder „seid und seit“. Darüber sehe ich meistens schon hinweg. Aber seit wann werden Pronomen und Präpositionen so rigoros aus dem Wortschatz der Menschheit gestrichen? „Gehst einkaufen?“ „Bin Arbeit“.

Bei solchen Nachrichten kann ich nicht anders, als diese entweder zu ignorieren oder den Absender damit aufzuziehen. Kommen derartige Nachrichten von Männern, finde ich das in etwa so sexy, wie weiße Feinripp-Oma-Schlüpper.

Noch besser sind die Satzzeichen-Übertreiber. Jene, die hinter jeden Satz zehn Ausrufezeichen setzen. Als wollten sie mitteilen, wie aufgeregt sie sind. Besonders beliebt sind auch die „…“ Auslassungspunkte, die gerne anstelle eines einzigen Punktes am Satzende verwendet werden. Die drei Punkte werden eigentlich gesetzt, um eine Auslassung im Text zu kennzeichnen. Sie sind nicht dafür gedacht, sie hinter jeden Satz zu packen. Und vor allem: es sind wenn dann drei Punkte, nicht zwei, vier, fünf oder mehr.

Ich verstehe den Drang, diese Pünktchen zu setzen. Denn sie sind nicht so klar wie ein einziger Punkt und weniger aggressiv wie ein Ausrufezeichen. Sie sind vielmehr wie ein Hochziehen der Schulter, oder eine Abmilderung des vorangegangenen Satzes. Man lässt dadurch das Ende offen. So als wolle man sich davor drücken, eine klare Aussage zu treffen. Ich kenne das sehr gut. Auch ich habe mit dieser Technik schon die eine oder andere Ausrede verziert und versucht, meine Aussagen dadurch abzumildern.

Bleiben wir doch bei Satzzeichen. Man liebt oder hasst es: Das Komma. Ich habe durchaus Freunde, für die Kommata schlichtweg nicht existieren und andere, die ganz wild darauf sind und willkürlich hinter jedem dritten Wort ein Komma setzen. Die meisten Kommas werden nicht nach Regeln, sondern nach Gefühl gesetzt. Und Gefühle können trügen.

Ich weiß wovon ich spreche, dann auch ich neige dazu, eher zu viele, als zu wenige Kommata zu setzen. Doch der Wille ist wenigstens da. Wenn ich Nachrichten bekomme, in denen lange Sätze einfach vollständig ohne Satzzeichen auskommen müssen, finde ich das milde gesagt schrecklich, ‘Zwinker‘, ‘Affengesicht‘.

Und da wären wir auch bereits beim nächsten Punkt: die Emoji-Fans. Diejenigen, die Rechtschreibung per se ignorieren und stattdessen lieber gleich Wörter und Satzzeichen durch Emojis ersetzen. Egal ob sie passen oder völlig aus dem Zusammenhang gerissen sind, ein Smiley jagt das nächste und manchmal frage ich mich, was die Person damit ausdrücken will? ‚Lachgesicht mit Tränen‘.

Ein Emoji wird besonders heiß diskutiert: Das „Zwinker-Smiley“. Was im Real-Life eher für eine positive Geste steht, wird digital für allerlei Emotionen verwendet. Es wird genauso bei Flirts, wie in Streitsituationen verwendet. Man weiß nie, ob es zickig, frech, nett, beleidigt oder arrogant wirken soll. Das gilt übrigens für viele der über 3.000 Emojis. Viele Studien zeigen, wie unterschiedlich die Emojis interpretiert werden. 

Auch ich verwende gerne Smileys in meinen Texten. Aber nicht, um Wörter oder Satzzeichen zu ersetzen, sondern um die gemeinte Emotion zu unterstreichen.   

Kommen wir nun zu den schlimmsten Exemplaren der heutigen WhatsApp Kommunikation: die Sprachnachrichten-Junkies. Diejenigen, die es sogar fertig kriegen ein einziges Wort, wie „Okay“ per Voicemail zu übermitteln. In meiner Familie sind Sprachnachrichten leider sehr beliebt. Schaut man da an einem Samstag oder Sonntag mal für zwei Stunden nicht ind den Gruppenchat, hat man direkt sämtliche Familienausflüge und wichtige Infos verpasst. Denn mal ehrlich, wer hört sich einen fünf Meter langen Chat voller Sprachnachrichten an?

Noch schlimmer wird es, wenn Sprachnachrichten auch das berufliche Umfeld erreicht haben. Bei uns ist das der Fall. Nicht selten gingen auf diese Weise ganze Projekte an mir vorbei. An dieser Stelle meine Frage: Wer kommt denn auf die Idee per Voicemail Aufgaben zu verteilen? Und das auch noch in einem Gruppenchat?

Um es auf den Punkt zu bringen: Ich will niemanden verurteilen. Ich benutze Sprachnachrichten und Emojis und bin kein Rechtschreib-Nazi – auch wenn meine Arbeitskollegen da anderer Meinung sind. Auch mir passieren Rechtschreib- und Kommafehler und einige Grammatik-Regeln bringen auch mich zur Verzweiflung. Aber die Basics der Kommunikation sind durchaus vorhanden ‚Zwinker ‘und das ist wirklich nicht so schwer ‚Konfettikanone‘.

Kolumne von Pilar Hammerl

Das könnte Dir auch gefallen

Keine Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar